Berumerfehn
Berumerfehn wurde 1794 von der Norder Fehn-Companie gegründet. Dieser Gesellschaft gehörten Norder und Hager Bürger an, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Berumer Moräste abzubauen. Torf wurde zur damaligen Zeit in Ostfriesland bevorzugt als Brennmaterial benutzt, aber auch zum Brunnenbau verwandt.
Ein Erbpachtvertrag sicherte den Interessenten das Abbaurecht sowie das Jagen und den Fischfang in den in Frage kommenden Gebieten. Gewissermaßen als Entschädigung dafür legte die Gesellschaft Wieken (Kanäle) und Nebenwieken zur Entwässerung und für die Schifffahrt an und forstete das Ödland Zug um Zug auf. Die Torfabfuhr wurde durch einen Kanal (das Moortief), den die Gesellschaft anlegte, sichergestellt. Eine direkte Verbindung vom Fehn zur Stadt war dadurch erreicht. Auf Kähnen verladen, gelangte das begehrte Brennmaterial zur Umschlagstelle nach Norden. Ein Erwerbszweig, der heute der Vergangenheit angehört.
Der zu Berumerfehn gehörende Ortsteil Westermoordorf erhielt seinen Namen 1826. Bevölkerungszahlen der Gesamtgemeinde: 1821 = 256, 1939 = 1.278, 1970 = 1.810.
Nach der Gemeinde- und Gebietsreform im Jahre 1972 wurde die Gemeinde Berumerfehn, die mit den umliegenden ehemaligen selbständigen Gemeinden für kurze Zeit eine “Samtgemeinde Berumerfehn” bildete, in die Einheitsgemeinde Großheide eingemeindet. Noch heute wird gemunkelt, dass es bei dieser Entscheidung nicht mit rechten Dingen zugegangen sei.
Während Reste von Urtieren hier und da ausgegraben wurden, konnten Funde von
besonderer Bedeutung hierorts nicht registriert werden: Obwohl nachfolgende Angaben den alten Landkreis Norden nicht betreffen, werden sie ihrer geschichtlichen Bedeutung wegen hier
herangezogen: Dr. Rudolf Bielefeld hat in seinem Buch "Ostfriesland", Verlag A. H. F. Dunkmann, Aurich (1924), sechs Moorleichen, die in den ostfriesischen Hochmooren zutage gefördert wurden,
registriert:
1817 im Hilgenmoor bei Wittmund,
1853 beim Heseler Vorwerk im Kreise Leer,
1858 zwischen Westrhauderfehn und dem Flachsmeer,
1860 in Südgeorgsfehn im Kreise Leer,
1861 in Marx - Stapelsteen,
1907 im Hochmoor Hogehahn bei Bernuthsfeld im Kreise Aurich.
Berumerfehn war mit 2.199 ha nach der Inselstadt Norderney die größte Gemeinde im ehemaligen Landkreis Norden. Durch die gutausgebauten Kreisstraßen 3, 4 und 6 ist der Ort von allen vier Seiten erschlossen und schnell zu erreichen. Der die Gemeinde durchziehende Kanal, in früheren Zeiten von großer Bedeutung für die Torfabfuhr, dient heute vornehmlich Entwässerungszwecken, ist aber auch für die Wassersportler ein beliebter Tummelplatz. Erschlossenes Bauland wird zu günstigen Bedingungen angeboten.
Eine Grundschule, die "Waldschule Berumerfehn", erschließt den Lehrbetrieb. Vom 14. bis 16. November 2012 inspizierten Frau Wisbar-Gnewuch und Herr Dethlefs im Auftrag des Niedersächsischen Landesinstituts für Qualitätsentwicklung die Waldschule Berumerfehn und bestätigten mit ihrem Urteil die hervorragende pädagogische Arbeit. Sie bescheinigten, dass die Schülerinnen und Schüler in einer von gegenseitigem Respekt geprägten Atmosphäre lernen, sich wohl und sicher fühlen. Sie werden von Lehrern unterrichtet, die sie beständig unterstützen und ermutigen. Gefördert wird das Lernen auch durch die angenehme Lernumgebung in den Klassenräumen und durch einen naturnahen Schulhof, der zahlreiche Bewegungs- und Naturerfahrungsmöglichkeiten bietet. Sehr positiv bewerteten sie auch die intensive Eltern- und Schülerbeteiligung am Schulleben und die Förderung der Eigenverantwortung der Schüler durch die Übernahme von Patenschaften, die Spielausleihe und die Book-Buddies (für die Kindergartenkinder im letzten Kindergartenjahr).
Zwei Sportvereine sind im Ort vorhanden. Das kulturelle Leben wird in der Hauptsache von der Kirche getragen; viele kleine Handwerks- und Einzelbetriebe aller Sparten finden sich im Ort. Die Kreis- und Stadtsparkasse Norden wie auch die Raiffeisen-Volksbank Fresena unterhalten für den Zahlungsverkehr je eine Hauptzweigstelle.
Ev.-luth. Kirche Berumerfehn
Für den Erholungssuchenden bietet sich Berumerfehn, eine Oase der Ruhe in der ostfriesischen Landschaft, besonders an. Das der Fehngesellschaft gehörende, weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus bekannte Kompaniehaus, das Cafe An’t Verlaat, das im Jahre 1997 im alten Verlaatshaus von 1882 eingerichtet wurde und Einheimischen sowie Gästen bei Tee und Kuchen die Möglichkeit bietet, Kunst in unterschiedlichen Formen zu genießen, und das Wald- und Moormuseum sind im Sommer wie im Winter ein besonderer Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr. Auch von Schulen immer wieder gern besucht, vermittelt das Museum mit seinen zahlreichen Schätzen einen hinreichenden Überblick über die hiesige Tier- und Pflanzenwelt. Das am Kompaniehaus sich anschließende Waldgebiet mit idyllischen Wanderwegen und einem Trimmpfad gibt dem Erholungssuchenden Gelegenheit, weitausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen und nebenbei etwas für seine Gesundheit zu tun. Bis hin ans Ewige Meer reicht das gepflegte Wandernetz, das dem Naturfreund alle Freuden einer Wald- und Moorwanderung erschließt.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Berumerfehn ist die Mühle, die im Ortszentrum an der im Volksmund genannten “hohen Brücke” steht. 1937 wurde dieser zweistöckige Galerieholländer von Carolinensiel nach Berumerfehn versetzt und hier anstelle eines Erdholländers aufgebaut. Die Mühle incl. der drei Mahlgänge wird seit 1983 von der Interessengemeinschaft Windmühle Berumerfehn e.V. instand gehalten. Bei der Mühle handelt es sich um einen Galerieholländer. Die 4 Flügel sind aus Holz, haben je eine Länge von 9 Meter und sind mit 12 Jalousieklappen ausgestattet. Die Mühlenachse besteht aus massivem Gusseisen und wiegt 4,5 Tonnen. Sie liegt oben in der Mühlenkappe. Diese Kappe besitzt zwei eiserne Fughölzer die auf einem Schleifkranz gleiten. Dem Flügelkreuz gegenüber ist die Windrose aufgesetzt. Da die Windrose mit seinen Flügelblättern in einer 90-Grad Stellung zu den Flügeln steht, reagiert sie auf Seitenwinde und sorgt somit dafür, dass das Flügelkreuz permanent im Wind steht. Die Steuerung der Jalousieklappen erfolgt manuell über einen Seilzug von der Galerie aus. Von hier aus wird auch das Flügelkreuz gelöst und abgebremst. Die Mühle, die in den Jahren 1985 - 1988 restauriert wurde, ist der Öffentlichkeit für Besichtigungen zugänglich.